Reise-Eindrücke aus Peru und BolivienEinerseits für mich selbst als Erinnerung, andrerseits auch um die Zuhausegebliebenen etwas neidisch zu machen, halte ich hier einige Erlebnisse fest. Fotos sollen später auch noch dazukommen. Direkt nach: Bolivien. 10.Juli: Züri - Paris - Miami - LimaMit 1.5h Verspätung in Lima angekommen wirds mit dem Taxi schon mal lustig. Zuerst 3fache Nachfrage ob er auch wisse, wo das Hostel sei: si si, dass der Preis auch 10$ sei, si si si. Also los. Unterwegs umsteigen in anderes Taxi. Plötzlich Halt bei einer Tankstelle im urbanen Nirgendwo: Er müsse tanken. Ja schön. Er müsse tanken. Aha! Er will Kleingeld fürs Benzin. Na ja, dann halt 2$ extra, bin ja nicht so. Dann kommt der Hinweis auf seine (wohl selbstgebastelte) Tarifkarte: 20$. Schliesslich willige ich notgedrungen ein und erreiche, indem ich ihm die Adresse aus meinem Reiseführer raussuche, doch das Hostel. 11.Juli: Lima - AyacuchoLima kann mich nicht lange halten, ich fahre bereits am nächsten Abend mit dem ganz komfortablen Nachtbus nach Ayacucho. Kaufe mir noch eine billige Reiseuhr und lasse mir meinen ersten Alpaca-Pullover andrehen, den ich später ganz gut gebrauchen kann. 12.Juli: AyacuchoMorgens um 7 komme ich in einer ruhigen, gemütlichen Provinzstadt an. Ob Jetlag, Höhe(2800m) oder die Busfahrt: Im Hotel lege ich mich erst mal ins Bett. Danach etwas die Stadt auskundschaften. 13.Juli: AyacuchoJetzt gehts los: Mein erster Ruinen-Ausflug! Mit einem Microbus gehts nach Quinoa, etwa 1h auf Schotterstrasse. Zusammengepfercht im übervollen Bus komme ich mit einer Familie (oder besser Sippe: vom Baby bis zum cocakauenden Opa) aus Lima, die den restlichen Platz belegt, ins Gespräch. Zusammen schauen wir so ein Mahnmal an welches die Unabhängigkeit des Kontinentes feiert, die hier anlässlich einer Schlacht gegen die Spanier begann, oder so. Vor allem eine schöne Aussicht gibts. 14.Juli: AyacuchoVerbringe einen gemütlichen Tag mit lesen, Spanisch lernen und zuviel für Schuhputzer zu zahlen (bin halt ein Anfänger). 15.Juli: Ayacucho - AndahuaylasDas Gebiet hier wird ja bekanntlich Altiplano genannt. Alti: da kann ich voll zustimmen. Fast stets Berggipfel auf Augenhöhe welche über 4000-5000m hoch sind. Plano: ¡Ganz und gar nicht! "Apurados como tu van a la tumba" (Kleber im Bus) 16.Juli: AntahuaylasMit einem Collectivo(-Taxi) fahre ich zu einem See wo es meine erste Inkaruine zu sehen gibt. Danach wandere ich dem See entlang. Im Dorf Pacucha findet eine Fiesta statt: Fiesta de la Virgen Carmen. Am kleinen 'Hauptplatz' spielen etwa 5 Bands, jede in einem anderen Rhytmus. Mit Pauke, Tuba und Trompeten speilen sie zum Tanz auf. Ich treffe 2 Gringos vom selben Hotel die schon fleissig mit den Dorfbewohnern am tanzen sind und geselle mich dazu. Vor einem kleinen Laden steht auf einem Stuhl eine Glasvitrine mit einer Virgen-Carmen-Puppe drin. Daneben die Band und die Tanzenden. Im Innenhof gibts dann zuerst Choclo, eine Art Mais mit über doppelt so grossen Körnern, dann eine Innereien-Suppe und als Hauptgang köstliches Siedfleisch mit Reis und Kartoffeln. Als Maskottchen der Fiesta haben wir leider die Ehre mitten im Hof an einem Tisch zu sitzen während alle um uns herum sitzen. 17.Juli: CuscoDie Fahrt nach Cusco ist etwa gleich holprig und extrem eindrücklich wie diejenige zuvor. Nach der hälfte von 11h erreichen wir eine Teerstrasse: das war fast wie fliegen! 18.Juli: CuscoDer Señor vom Hotel welches mir empfohlen wurde ist echt toll: Kennt jede Ecke der Stadt und Umgebung. Ich ringe mich durch und buche eine Touri-Tour auf den Machu Picchu mit 4 Tagen Wanderung auf dem Inka-Trail. Scheisseteuer aber ich bin wohl nur 1x mal hier... 19.Juli: CuscoHeute besuche ich die Ruinen die in Nähe der Stadt liegen. Zu Fuss laufe ich von Ruine zu Ruine ca. 10 km in die Stadt zurück. Das erste Mal, dass es hier für etwa 10 Minuten leicht regnet. Vor allem 'Sacsayhuaman' ist sehr eindrücklich. Und ich ärgere mich über die Spanier welche nichts besseres zu tun hatten als fast alles zu zerstören. 20.Juli: CuscoIch fahre nach Chincheros, einem kleinen Kaff ca. 15km entfernt. Dort ist (neben Inka-Ruinen dem besichtigen) sonntags Markt, und ich kaufe auch kräftig ein: ein Halstuch und eine Alpaca-Wolldecke damit ich ab sofort nicht mehr frieren werde. 21.Juli: CuscoMit Jorge, einem Peruaner aus Ayacucho der mit mir das Zimmer teilt, mache ich einen Ausflug nach Piccilacta, einer einstigen Wari-Stadt. Zu sehen gibts eine stattliche Stadtmauer die teils immer noch sehr hoch ist. Interessant ist, dass die auch Aquädukte gebaut hatten, wieder mal was gelernt... 22.Juli: CuscoMuseumstag in der Stadt. Zuerst das Museum im Sta.Catalina Kloster, welches auf einem niedergerissenen Inkatempel gabaut wurde. Ich nerve mich wiedermal über die Conquistadores die aus den Steinen der Inka zweitklassige Mauergewöbe errichteten wie sie in jedem französischen Bauernhaus zu finden sind... 23.Juli: CuscoZum Früstück gibts heute das ortsübliche: Ein flaches Pouletschnitzel mit Reis und Kartoffeln. Musste auch mal sein. 24.Juli: CuscoNochmals etwas Museen. Besuche den Markt und treffe Henry wieder der mich gestern um Hilfe gebeten hat, um einen Text auf Englisch zu entwerfen, mit dem er sich als Ruinen-Guide anbieten oder Wäsche waschen will. Wird wohl schwierig sein, so etwas zu finden. 25.Juli: 1.Tag Camiño des IncasBeim Zmorge treffe ich Willy und Alexandra aus Süddeutschland die in der selben Gruppe wie ich auf die Tour gehen werden. Um vor 8 werden wir schliesslich abgeholt, aber erst nach viel warten, Busfahrt, Mittagessen, Regen und nochmals warten laufen wir nach 13h schliesslich los. 26.Juli: 2.Tag Camiño des IncasHeute ist der anstrengendste Tag, wird uns gesagt. Ist wohl auch so. Ein Pass mit doch etwas Höhenunterschied ist zu bewältigen. Es regnet zwar nicht mehr so sehr, aber der Schlafsack den ich mir von der Agentur aufreden liess ist obermies. Maximal für Leute bis Peruaner-Körpergrösse, doppelt so schwer wie der meinige aber nicht wärmer als der meinige (was ja eigentlich die Idee des Schlafsackmietens was). Als ziehe ich alle verfügbaren Kleider an und friere trotzdem, der Schlafsack scheint die Kondensationfeuchtigkeit auch geradezu anzuziehen. 27.Juli: 3.Tag Camiño des IncasEs scheint aufzuhellen. Nach der Besichtigung einer Ruine am Morgen zeigt sich die Sonne. Beim Lunch können Kleider und Schlafsack in der Sonne trocknen. Zum Abendessen wird fürstlich aufgetischt. Obs aller Vorrat war oder die Hoffnung auf ein gutes Trinkgeld für die Portadores ;) 28.Juli: 4.Tag Camiño des IncasMit Taschenlampe wird das Gepäck bereit gemacht und nach einem kurzen Frühstück gehts in der Umnachtung der Nacht los. Etwas komisch ists schon wie sich da eine Schlange von Gringos den Berg hoch schlängelt. Ein Brite meint schneller als alle anderen zu sein und rutscht, nachdem er 5 Leute unserer Gruppe auf unsympatischste Weise überholt hat, fast ins Tobel. Fast. Vor Sonnenaufgang sind wir eher zu früh beim Sonnentor, von wo aus man das erste Mal auf die Stadt Machu Picchu sieht. Unser Guide gibt uns eine etwa 2 stündige Tour durch die Ruinen. Er erklärt uns die Konstruktionsmethoden, die Symbolik, die Hinweise auf den Lebensstil uns so weiter. In Aguas Calientes, der Ortschaft im Tal unterhalb von Machu Picchu gibts erstmal Probleme wegen der Banhtickets nach Cusco. Die Señorita hat es versifft die Bilette zu kaufen. Nun möchten die, dass wir die Hälfte des Aufpreises von 10$ auf 34$ selbst berappen. Nö, nicht mit uns! Schliesslich gehts doch und wir können in den Heissen Quellen baden gehen, das heisst zusammen mit den Süddeutschen und Lula einem total zwägen Brasilianer der nicht Präsident ist. 29.Juli: CuscoMorgens mit dem Luxuszug nach Oleanta. Sieben Leute im Zug, doch es gibt einen Mate-Coca (Coca Tee) und ein kleines Fensterchen mehr! In Oleanta besuche ich Oleantaytambo, eine weitere Inka-Anlage. In Cusco zurück kriege ich dank dem Touristen-Infobüro die 5$ für den Schlafsack von der Agentur zurück. Zuerst meinten sie, die Schlafsackreinigung koste 4.5$, wers glaubt... Ich gehe zum 3.Mal im Restaurant "Inka Food" essen und Alexandro der Besitzer gibt mir soviel Pisco Sour Nachschub, dass ichs spüre. Wiedermal werde ich von 2 Ticinesi sofort als Schweizer erkannt ... ist halt meine Expo-Jacke. 30.Juli: Cusco - PunoIm Zug nach Puno treffe ich Sandra und Thomas aus der CH die für 3 Monate ihre Hochzeitsreise in Südamerika machen. Die Landschaft unterwegs ist sehr schön. Bei der Durchfahrt durch eine Stadt kann man wunderbar die Auslagen und Leute beobachten. Kurz vor Puno gibts tatsächlich einen Extrahalt für die Gäste eines Luxushotels... 31.Juli: PunoViel zu früh stehe ich auf und bin schon in der Stadt wo die Läden erst am öffnen sind. Bis ich schliesslich merke, dass meine 30 Soles-Uhr wieder mal abgestürzt ist: Es ist erst 7:30h und ich gehe noch mal schlafen... Obwohl es laut dem Touriinfobüro keinen Bus dorthin gibt fahre ich mit Micro und Collectivo nach Sillustani, wo es Inkagräber in Turmform und eine sehr schöne Landschaft mit See, Insel und so zu bewundern gibt. Ein Junge fragt mich, ob ich Englisch könne und ihm bei seinen Hausaufganem helfen könne. Ich denke: auf diese Weise helfe ich gerne, ich habe Zeit. Als er jedoch merkt, dass ich wenig Sinn darin sehe seine Aufgaben ohne sein Mittun zu korrigieren wird er ungeduldig und muss plötzlich gehen. Dann fragt er mich, ob ich ihm nicht meine Uhr, Geld oder eine Sonnencrème schenken wolle nervt mich das. Bitte gerngeschehen! Ich erkläre ihm, dass es mich nervt wenn man hier einfach so um Geld angequatscht wird und dass manchmal SCuhputzer hier 3 Soles oder mehr verlangen. Dass dieses Geld dem Gegenwert eines Haarschnittes entspricht für den ich in meinem Land >1h arbeiten muss. O.K., klar ist der Vergleich überspitzt ... Im Bus zurück nach Puno sitzt der Muchacho von vorhin neben mir, sagt aber kein Wort. Auf dem Rückweg will ich beim Hafen vorbei um nach dem Schiff auf die Inseln zu fragen, doch die Strasse dorthin scheint mir so vertrauensunwürdig, dass ich beschliesse doch mit einer Agentur zu gehen. Zum Znacht wieder mal in einem Chifa (China Resti) gut gespiesen. 1.August: Puno / Isla AmantaniAuch wenn ich mit zwei Schweizern zusammen in der Gruppe bin und es hier kein Problem wäre mehr als nur einen vertrockneten Frauenfurz zu finden, habe ich keine Kracher gekauft. Zuerst fahren wir die Uros an: Schwimmende Insel, konstruiert aus Wassergras und dessen Wurzeln. Voll Tourimässig, komme mir ein wenig fehl am Platz vor. Die leben teils vom Tourismuss, aber sind echt belagert und holen extra ihre Kinder aus den Hütten um den Touristen ein passendes Fotossjet zu bieten. Nach 3.5 weiteren Stunden Schiffahrt mit einem vom Cocakauen ganz benebelten Kapitän erreichen wir die Insel Amantani. Hier aber läufft der Tourismus ganz anders. Jeweils 2-3 Personen werden einer Familie zugewiesen und verbringen bei denen die Nacht und speisen dort. Zum Mittagessen gibts eine Suppe mit Quinoa und dann frischesten Fisch mit Reis. War echt gut! Danach gibts ein Fussballspiel zwischen Touris und Einheimischen, wobei die Einheimischen einfach die bessere Kondition in dieser Höhe haben, liegt der Titicacasee doch auf ca. 3810müm. Dann wandern wir auf den Berg, wo es einen superben Sonnenuntergang und eine rechteckige Tempelmauer zu sehen gibt. Nur Sommersonnenwende darf man diese Mauer betreten und dann findet darin eine Zeremonie für Pachamama, die Mutter Erde, statt. Nach dem Abendessen gibts Tanz und Musik in einem Schopf/Saal im Dorf, wobei die Touris sich alle traditionell kleiden sollen. Hmmm, suspekt! Aber dann kommt Norma unsere Gastgeberin tatsächlich mit Kleidern. Die Männer kriegen eine Kappe und einen Poncho, die Frauen hingegen eine richtige Traditionelle Tracht! Wird mir ja ein peinliches Spektakel, denk ich mir erst mal! Mit 2 Bands wird dann getanzt wobei etwa die Hälfte Einheimische sind, und die scheinen richtig Spass zu haben, und zwar echt. Die machen das auch nicht alle Tage, und so machts auch noch Spass... 2.August: Puno / Isla AmantaniNach dem Frühstück gehts weiter nach Tacquile, einer ähnlichen aber wesentlich touristischeren Insel. Im von Alpacaware-Ständen gesäumten Dorflatz tanzen Einhemischen zu einer enorm simplen, unendliche Male repetierten Melodie die sie mit Trommeln und Flöten spielen. Wohl in Trance und mit genügend Schnaps sollen sie schon den ganzen Vortag durchgetanzt haben! Das hält ja keiner aus... Diese Insel gefällt mir nicht so, zu touristisch aufgemotzt, und so sollen die tatsächlich vor 2-3 Jahren beschlossen haben für die Touristen wieder sich traditionell zu kleiden! Abends zurück in Puno. Muss ein extrem langsam serviertes, schlechtes Znacht mit einer knallig-rosaroten Torte kompensieren. 3.August: Copacabana......liegt in Bolivien, und dort gehts weiter. |
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